Mein Schock als ich lernte, dass mein hervorragendes Feedback, gar nicht so positiv gemeint war…
Doch konstruktives Feedback ist der Dreh- und Wendepunkt für die Entwicklung aller Mitarbeitenden. Deshalb ist es super wichtig, dass wir dabei auch mögliche kulturelle Unterschiede beachten.
Nachdem ich für ca. 6 Monate in den USA gearbeitet hatte, hatte ich mit meinem amerikanischen Chef ein formelles Feedbackgespräch
Ich kann voller Überzeugung sagen, das war das beste Feedback, dass ich je in einem Arbeitskontext erhalten hatte. Ich war begeistert, wie gut meine Integration in das neue Team und die neuen Aufgaben verlief. Ich war auf Wolke 7, als ich sein Büro verließ.
Bis mich mein ehemaliger Chef aus Deutschland kurz später anrief. Er fragte mich, wie es mir ginge und wie das Feedback-Gespräch mit dem amerikanischen Chef gelaufen war. Glücklich erzählte ich ihm von all den positiven Punkten, die mein Chef aufgelistet hatte.
Doch nun war mein deutscher Chef verwirrt. Er ging dazu über, mir einige Verbesserungspunkte mitzugeben, die eigentlich Teil des offiziellen Feedback-Gesprächs hätten sein sollen
Was war passiert?
Die Art und Weise, wie in der amerikanischen Kultur Feedback gegeben wird, ist sehr subtil. Das negative Feedback wird in viel positives Feedback eingewickelt. Für mich, sozialisiert in der deutschen expliziten und direkten Kultur, war das sehr verwirrend.
Für Menschen die direktes Feedback gewohnt sind, wie z.B. aus Russland, Deutschland oder Italien kann es schwierig sein, negatives Feedback zu hören, wenn es zu indirekt formuliert wird, wie z.B. in USA, Mexiko, Japan.
Dies kann zu vielen Missverständnissen führen. Zum einen können sich Mitarbeiter*innen respektlos behandelt fühlen, oder die negativen Punkte können ggf. komplett überhört werden und Mitarbeiter*innen fühlen sich alleine gelassen und ratlos.
Dass ich die amerikanische Kultur bis dahin als direkt empfunden hatte, erschwerte dieses Verständnis noch mehr. Dies ändert sich in dem Moment, wenn es um negatives Feedback geht.
In meinem Fall, musste mir also mein Chef nochmal „deutsches“ Feedback geben, damit ich die Verbesserungspunkte überhaupt hören konnte. Es gab also doch den ein oder anderen Punkt, den ich verbessern konnte. 😉
Um dies zu vermeiden, sind hier ein paar Tipps:
Tipp 1:
Werde dir bewusst, welches dein Feedback-Style ist und an wen du dein Feedback richten wirst: Kulturen, die eher direkt oder indirekt negatives Feedback geben. Denn die unterschiedlichen Kulturen haben unterschiedliche Herangehensweisen, wenn sie negatives Feedback geben. In manchen Kulturen ist es besonders wichtig, dass der Lernmoment laut, klar und unmissverständlich ist. In anderen Kulturen hingegen, wird sehr darauf geachtet, dass die Mitarbeiter*innen nicht ihr Gesicht verlieren und respektvoll behandelt werden.
Tipp 2:
Ist dein Feedback-Style direkt, du gibst aber dein Feedback an eine Person, die indirektes Feedback gewohnt ist, dann baue Softner/ Aufweicher ein (wie z.B. vielleicht, in der Art, schätzungsweise) und halte es positiv. Gib das Feedback nur im Einzelgespräch.
Tipp 3:
Ist dein Feedback-Style indirekt, du gibst aber dein Feedback an eine Person, die direktes Feedback gewohnt ist, dann stelle sicher, dass das Feedback gehört wurde, in dem du offene Rückfragen stellst. Denn Vorsicht, versuche nicht einfach direkter zu sein. Es gibt hierbei sehr subtile Regeln, was zu viel ist. Menschen von außerhalb der Kultur können dies meist nicht/ nur sehr schwer einschätzen.
Vorsicht vor Generalisierungen!
Wenn wir von einer „Kultur“ sprechen, geht es darum, dass sich die meisten Menschen in den meisten Situationen so verhalten. Sie sind jedoch nie 100% korrekt für einzelne Individuen.